3.860 Kilometer zu Fuß unterwegs: Ein Pilger auf Reisen

3.860 Kilometer zu Fuß unterwegs: Ein Pilger auf Reisen

Am 24. Februar 2023 präsentierte der Katzelsdorfer Albert Kollar vielen Bekannten und Freunden im Schloss Katzelsdorf seine sehr spannende Pilgerreise.  


Albert Kollar ist ein Freund der unmotorisierten Fortbewegung. Zwischen 2013 und 2017 ritt er mit seinem Pferd Te Quiero und ein paar Freunden ans Schwarze Meer, jetzt wanderte er bis ans „Ende der Welt“. 


Die alten Römer dachten, Fisterra (finis terrae) sei der westlichste Punkt der Erde und somit das Ende der Welt. „Es gibt dort einen Leuchtturm, der relativ hoch liegt. Früher, als die Welt in den Köpfen noch eine Scheibe war, hat das fast so ausgesehen, als könnte man vom Rand der Welt hinunterblicken“, erklärt Kollar.

Heute ist Fisterra auf einer runden Welt eine Verlängerung des Jakobsweges, 90 Kilometer vom berühmten Pilgerzielpunkt Santiago de Compostela entfernt. Reisende, die noch über zusätzliche Kraftreserven verfügen, bringen diese Strecke oftmals noch hinter sich, so auch Kollar: „Mein eigentliches Ziel war Santiago. Ich habe mir aber gesagt, wenn ich mich noch gut fühle, gehe ich bis ans Ende der Welt.“

„Wanderschuhe und Rucksack sind gepackt, der Weg nach Santiago de Compostela längst ausgemacht. Es muss ja nicht immer die Touristen-Panorama-Route sein, wenn ich auf meinem Weg gehe. Gerade die abwegigen Pfade besitzen für mich längst einen besonderen Reiz. Ja ich weiß, dass die größten Abenteuer und Exkursionen durch meine Seele auf mich warten. 

„Wandern ist Hoffnung, denn, Wanderlust“ ist ein faszinierender Begriff, den ich mit   Hoffnung, Fernweh und Abenteuer verbinde. Die Lust zu wandern, etwas Neues zu entdecken, fremde Umgebungen kennenzulernen, sich auf das Unerwartete einzulassen, sowie all die Eindrücke und die Begegnungen mit Menschen die am Wegrand stehen, zu verarbeiten. 


Albert Kollar Musikalischer Glasbläser und Pilger


Begonnen hat Kollar seinen Fußmarsch, der insgesamt 3.860 Kilometer lang war und ihn von Katzelsdorf aus über Italien, La Spezia, durch Südfrankreich, über die Pyrenäen bis nach Spanien führte bereits 2020, am 20. Februar. 18 Tage später brach Kollar wegen dem Ausbruch der Pandemie in Pontebba, 55 Kilometer von der österreichischen Grenze gelegen, ab.

Heuer, am 22. 02. 2022, setzte er seinen Weg von dort fort. Auf den offiziellen Jakobsweg bog er in der Nähe von Saint-Jean-Pied-de-Port ein. „ Bis dahin bin ich meinen eigenen Weg gegangen. Ich habe mir meine Strecken so gesucht wie sie mir gefallen.“ Was bedeutet: querfeldein, über Hügel und durch Wälder. „Man kann natürlich auch die vorgegebenen Wanderwege gehen. Nur leider sind die etwas fad, weil alles für dich gerichtet ist. Meistens sind sie so gemacht, dass man nicht einmal gatschig wird.“

Für solche Wege ist der Katzelsdorfer innerlich zu sehr Abenteurer. Natürlich gehe man dabei oft auch durch Privatbesitz und riskiere Strafen, so Kollar. „Es ist aber immer gut ausgegangen. Es hat mich zwar manchmal jemand erwischt. Wenn sie aber den großen Rucksack gesehen haben und ich ihnen erklärte, was ich mache und dass ich Pilger bin, waren sie auch nicht unfreundlich zu mir, sondern haben mir den Weg auf die Straße erklärt.“

Zweihundert Meter weiter, erzählt Kollar lächelnd, sei er aber wieder von der Straße runter. Zur Nachahmung sei das natürlich nicht zu empfehlen. „Frechheit siegt manchmal, aber nicht immer.“

Bis nach Toulouse traf Kollar deshalb auch nur wenige andere Wanderer. „In Imperia, Italien, habe ich mein erstes Pilgerpaar getroffen. Die haben ihre Jobs gekündigt und sind von Paris nach Jerusalem gegangen. Wir sind uns um den Hals gefallen und haben gar nicht recht gewusst, warum. Wir haben nur gewusst: wir lieben die Freiheit.“

Am Haupteinstiegspunkt, in Saint-Jean-Pied-de-Port, in der Nähe von Toulouse, dagegen ein komplett anderes Bild. „Man trifft hier wirklich Vertreter jeder denkbaren Nationalität. Es ist eine regelrechte Nationenbegegnung. Man muss sich nur einmal vorstellen: In der Nebensaison kommen zwischen 300 und 500 Menschen täglich in Santiago an, in der Hauptsaison sind es über 1.000.“ Begleitet wurde Albert Kollar von seiner Frau durch Ligurien und von Santiago bis ans Ende der Welt. Die letzten 900 km wurde er schließlich von einem Freund, dem Karli „world champion of chocolate“ Harrer begleitet. Dieser wollte vorerst nur 10 Tage mitgehen, allerdings packte ihm das Pilgerfieber und er blieb an seiner Seite bis nach Santiago.

Täglich ist Kollar nicht weniger als siebeneinhalb - und bis zu neun Stunden gegangen und hat dabei zwischen 30 und 40 Kilometer zurückgelegt. Er hat auch ein paar kleine Tipps, wie das zu schaffen ist: „Eine Dusche und ein warmes, gutes Essen sind essentiell. Ebenso Wanderstöcke: Das habe ich vorher nicht gewusst. Man geht damit viel leichter, vor allem bergab kann man unglaublich viel Gewicht, immerhin 15 Kilo, das man im Rucksack mit trägt, abfangen.“

Ein gutes Schuhwerk ist auch nicht zu gering zu schätzen. „Und immer wenn es möglich ist, die Füße für ein paar Minuten in kaltes Wasser halten, gegen die Blasen.“


Was Kollar auf seiner Reise gelernt hat? „Ich habe gelernt, wenn man sich etwas fest vornimmt, schafft man das auch. Wenn man stattdessen ständig zu zweifeln beginnt, wird man nicht weit kommen.“ Außerdem habe er viel Zeit gehabt, die Natur, Kultur und Kulinarik der Länder kennen zu lernen und über liegen gebliebene Sachen nachzudenken.


Text: Christian Artner 


Weitere Fotos finden Sie hier: 3.860 Kilometer zu Fuß unterwegs: Ein Pilger auf Reisen











03.03.2023 08:43

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