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Am Freitag, den 13. Oktober, gab Hannelore Handler-Woltran, von 2002 bis 2018 Bürgermeisterin in Katzelsdorf, der Öffentlichkeit wieder einmal tiefe Einblicke in eine von ihr mit viel Kompetenz und Präzision aufgearbeitete historische Beschreibung. Diesmal ging es um die Entwicklung, die Besitzer und die Baugeschichte von Schloss Katzelsdorf, dem monumentalen Bauwerk im Ortskern von Katzelsdorf. Wie schon einige Male zuvor gelang es der Historikerin auch diesmal, die zahlreichen Besucher mit ihren Erzählungen zu fesseln und zu begeistern.
Obwohl es über die Entstehung des Katzelsdorfer Schlosses keine Aufzeichnungen gibt und alle, die sich in Büchern damit beschäftigten haben, schon immer auf Vermutungen angewiesen waren, kann man den akribischen Nachforschungen Hannelore Handler-Woltrans hohe Anerkennung zollen. So betonte sie, dass die ersten Nennung Katzelsdorfs in einer Urkunde („Chazelinisdorf“) und die Geschichten des Minnesängers von Ulrich von Liechtenstein, in denen Hinweise auf den Ort zu finden sind, nicht auf eine Existenz von Schloss Katzelsdorf hinweisen würden. Somit darf man annehmen, dass dies anfangs eher nur ein festes Gebäude war, das landwirtschaftlich genutzt wurde. Das dürfte so um 1290 gewesen sein, wo dieses im Besitz des Grafen von Pernstein gewesen war.
Apropos Besitzer: Schloss Katzelsdorf hatte deren viele, die es allerdings nicht alle als festen Wohnsitz benutzt haben und somit hier die landwirtschaftliche Nutzung überwogen hat. Auf der langen Liste der Besitzer entdeckt man auch einige klangvolle Namen, wie Weisspriach (ab 1462), Freiherr von Teufel, Wolf Mathias Freiherr von Königsberg, die Grafen von Hoyos (ab 1773), Caroline von Lipona, die jüngste Schwester von Napoleon Bonaparte (ab 1817), die Bourbonen mit Marie Therese, der Herzogin von Angouléme, und der Herzogin von Bourbon-Este, Gemahlin von Graf Heinrich von Chambord (ab 1845). Im 20. Jahrhundert war es die Deutsche Wehrmacht, die ab 1939 in Katzelsdorf (Pferdegestüt und später Pferdelazarett) ihre unrühmliche Geschichte schrieb. Ab 1945 soll es von den Sowjets als Besatzungsmacht einige Jahre auch als Gefängnis benutzt worden sein. Danach gab es über Jahrzehnte keinen offiziellen Besitzer, mehrere Familien hatten sich darin aber Wohnungen eingerichtet. Das Schloss verfiel zusehends, ehe es 1972 zwangsversteigert und letztlich 1985 von der Familie Szivatz gekauft und von dieser teilweise bewohnt wurde.
Die Gemeinde Katzelsdorf brachte sich 1993/94, also vor 30 Jahren, ins Spiel. Sie fasste im Gemeinderat unter Bürgermeister Ing. Heinz Eder den Beschluss, das Schloss zu kaufen, es als Langzeitprojekt zu revitalisieren und ein Veranstaltungszentrum daraus zu formen. Der etwas verwegene Plan, dies mithilfe von Freiwilligen zu bewerkstelligen, ließ sich schließlich von 1996 bis 1999 umsetzen: Mitglieder aller Vereine der Gemeinde und auch viele Einzelpersonen packten unter der Anleitung des Architekten DI Wilhelm Pokorny in Tausenden von Einsatzstunden mit an! Primär stand die Errichtung des Festsaales im Fokus, welcher am 11.12.1999 von Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll eröffnet werden konnte. In der Topothek Katzelsdorf (https://katzelsdorf.topothek.at) sind aus dieser Zeit über 1.500 Fotos archiviert.
Danach wurde in der Amtszeit von Hannelore Handler-Woltran als Bürgermeisterin und bis in die Jetztzeit in einem weiteren Bauabschnitt seitens der Gemeinde Katzelsdorf rund um den Festsaal, den man als das Herzstück des Schlosses bezeichnen kann, in viele Bereiche des Schlosses (Gastronomie, Postpartner, große und kleinere Säle, administrativ genutzte Räumlichkeiten, Arkaden, Dach, Stiegenaufgang, Außenwände, Parkplatz etc.) investiert. Über die NÖ Dorferneuerung flossen dazu auch Fördermittel des Landes Niederösterreich. So ist es gelungen, ein historisches, aber schon verwahrlosten Schloss in ein schönes und zugleich zeitgemäßes Bauwerk umzugestalten. Für ihre ausführliche, informative und zugleich unterhaltsame Darstellung dieser Schlossgeschichte bekam Hannelore Handler-Woltran wohlverdienten Applaus.
Hans Tomsich
16.10.2023 07:30